Spekulation und Spektakel

Wie unauflösbar die Beziehungen zwischen Spekulation und Spektakel sind, ist vertraut. Beide bezeichnen Eskalationen von Ereignissen, die den Mächten des Imaginären gehorchen und Gewalten des Imaginären freisetzen. Das lateinische speculum bezeichnet den Spiegel und das Spiegelbild. In Spiegelsystemen finden Spekulation und Spektakel zueinander. Während das Spektakel einem hypnotischen Exzeß von Effekten gleichkommt, die ohne "realen" Kern sind oder jedes Moment eines "Realen" verbrennen, erzeugt die Spekulation vermeintliche Werte, denen im "Realen" nichts entspricht. Guy Debords einflußreiches Buch über die Gesellschaft des Spektakels kündigte in den sechziger Jahren auch kulturtheoretisch an, was sich in den siebziger Jahren dann freisetzte und einen neuen Zyklus der Kapitalverwertung einleitete: die weltweite Entfesselung gewaltiger spekulativer Kapitalien, die in globalem Maßstab marginalisierten, was "Realökonomie" genannt wurde. Heute scheint sich dieser Zyklus in den Agonien der "Finanzmärkte" abzuschließen, um den Verwertungshunger der Kapitalien in eine neue Ära der Verelendung und offenen Raubes eintreten zu lassen. Katastrophisch melden sich damit jene Realitäten zurück, von denen die Systeme in ihren Exzessen behauptet hatten, sich emanzipiert zu haben.

An dieser Sendung haben mitgewirkt:
Marisa Calcagno, Hans-Joachim Lenger, Benjamin Sprick, Harald Strauß, Joseph Vogl, David Wallraf

 

Sendetermin
Sonntag, 28. Februar 2021 - 20:00 bis 22:00
Wiederholung
Freitag, 12. März 2021 - 14:00 bis 16:00
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