Das Virus "und wir"

Das Leben lebt nicht, zur Zeit noch weniger als sonst. Welchen Reim macht sich eine Gesellschaft, die immerhin keinen Begriff von sich selbst hat, auf ihre Krise in der Pandemie?

"Die paradoxe Begeisterung, mit der ­Po­sitive Psychologen und Zukunftsforscher die im Not­stand verhängte Quarantäne – das Verbot, Gruppen und Versammlungen zu bilden – als Stärkung des Ge­meinschaftsgefühls verherrlichen, führt das Deprimie­rende solcher Positivität vor Augen. Ihr Kern ist die Glorifizierung der Banalität. [...] Tatsächlich laufen die Einschwörung auf Positivität und die Ver­eidigung auf die Zukunft auf ein Training hinaus, durch das die Menschen sich als präventions­tüchtige Konformisten vor Gott und einander ange­nehm machen sollen. Der Glaube, das Gegebene, wie viel Leid es auch bereithält, sei an sich positiv, ver­stellt die Frage danach, was denn da als Positives ak­zeptiert wird; und ob das, was da ist, allein deshalb schon bejahenswert ist."

"Der Krisenmodus kann auf absehbare Zeit gar nicht abgeschaltet oder überwunden werden, denn die ursprüngliche, durch die Pandemie ausgelöste Krise ist nur Verstärkung und Transformation anderer, längerfristiger Krisen – und zugleich initial für neue Krisen, die aus der Latenz in die akute Phase versetzt werden. Der Verteilungskampf um die Folgekosten hat längst begonnen, im wesentlichen stehen die Hauptergebnisse bereits fest."

 

Sendetermin
Sonntag, 17. Januar 2021 - 20:00 bis 22:00
Wiederholung
Samstag, 30. Januar 2021 - 9:00 bis 11:00
Freitag, 5. Februar 2021 - 14:00 bis 16:00
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